Ein Annuitätendarlehen ist ein Darlehen mit konstanten Rückzahlungsbeträgen (Raten). Im Gegensatz zum Tilgungsdarlehen bleibt die Höhe der zu zahlenden Rate über die gesamte Laufzeit gleich (sofern eine Zinsbindungsfrist über die gesamte Laufzeit vereinbart wurde). Die Annuitätenrate oder kurz Annuität setzt sich aus einem Zins – und einem Tilgungsanteil zusammen. Da mit jeder Rate ein Teil der Restschuld getilgt wird, verringert sich der Zinsanteil zugunsten des Tilgungsanteils. Am Ende der Laufzeit ist die Kreditschuld vollständig getilgt.
Der Zinssatz wird bei Abschluss eines Annuitätendarlehens über einen vertraglich vereinbarten Zeitraum festgeschrieben. Dieser Zeitraum kann sich auch über die komplette Kreditlaufzeit erstrecken. Die Tilgung sollte im ersten Jahr mindestens 1 Prozent der Kredit(rest)summe betragen. Sie steigt dann mit fortschreitender Ratenzahl bis auf theoretisch 100 % der Kreditrestsumme im letzten Jahr.
Bestimmung der Annuität
Die Höhe der (jährlichen) Annuität eines Kredites mit der Kreditsumme bei einem Zinssatz von (z. B. 3 Prozent ) und einer Laufzeit von Jahren lässt sich mittels
berechnen, wobei gilt. heißt dabei Wiedergewinnungs- , beziehungsweise Annuitätenfaktor ( , bzw. ) und ist gleich dem Kehrwert des Rentenbarwertfaktors .
Die Annuitätenformel in Worten besagt:
Beispiel bei einem Zinssatz von 3 % und einer Laufzeit von 5 Jahren:
Bestimmung der Laufzeit
Will man die Laufzeit in Abhängigkeit von , und berechnen, so muss man lediglich die obige Formel für die Annuität nach auflösen. Man erhält hierbei
Findet die Zahlung der Raten mehrmals im Jahr statt, ergibt sich die leicht veränderte Formel
für die Gesamtzahl der Raten (nicht Jahre). Hierbei entspricht der Anzahl der Raten pro Jahr und ist dabei die sogenannte Anfangstilgung, die die Minderungsrate des Darlehens nach der ersten Ratenzahlung angibt. Sie ergibt sich aus der Formel
- ,
woraus sich
ergibt.
Die Berechnungen gelten für einen angenommenen, über die gesamte Laufzeit gleichbleibenden, Zinssatz. Die tatsächliche Laufzeit kann deshalb in der Praxis unter Umständen erheblich von der vorausberechneten abweichen.
Bestimmung der Tilgungsraten
Bei Analyse eines Tilgungsplans lässt sich erkennen, dass die Tilgungsraten eine geometrische Folge mit dem Zinsfaktor bilden:
Somit lassen sich die Tilgungsraten aller Perioden auf die erste Tilgungsrate zurückführen. Diese lässt sich leicht über zwei alternative Möglichkeiten bestimmen:
Bei bekannter Annuität | Bei bekannter Laufzeit |
Annuität ist als Summe von Tilgungsrate und Zins definiert, daher gilt für die erste Tilgungsrate:wobei |
Die Summe aller Tilgungsraten über die Laufzeit muss der Kreditsumme entsprechen, also: Die Summe lässt sich mit Hilfe der Summenformel für geometrische Reihen in folgenden geschlossenen Ausdruck überführen: Nach aufgelöst, ergibt sich schließlich |
Nun kann in der obigen Formel durch den jeweiligen Ausdruck ersetzt werden: | |
Weitere Formeln
Die Restschuld nach Perioden lässt sich berechnen durch
Wenn statt der Laufzeit die Annuität bekannt ist, dann lässt sich die Restschuld nach Perioden berechnen durch:
Die Zinszahlung der -ten Periode ( ) ergibt sich aus der Restschuld am Ende der vorhergehenden Periode multipliziert mit dem Zinssatz :
Interessant ist auch die Summe der geleisteten Zinszahlungen nach Perioden:
Daraus ergibt sich die Summe der zu leistenden Zinszahlungen bis zur Tilgung des Annuitätendarlehens ( Perioden):
Die Tilgungsrate in der -ten Periode ( ) ist gegeben durch die Differenz zwischen Annuität und Zinszahlung :
Bei Annuitätentilgung nimmt die Tilgung exponentiell zu.
Unterjährige Annuitätentilgung
Mit den Formeln der unterjährigen Annuitätentilgung lassen sich auch die Darlehensfälle berechnen, bei denen die Zahlung der Annuität mehrmals jährlich, zum Beispiel monatlich oder vierteljährlich, statt nur einmal am Jahresende stattfindet, was einen Zinsvorteil für den Kreditgeber liefert.
Ist die Anzahl der Zahlungstermine pro Jahr, werden die ersten Zahlungen innerhalb des Jahres dabei für gewöhnlich nur als Tilgung betrachtet, enthalten also noch keinen Zinsanteil, der erst der letzten Zahlung zum Jahresende für das gesamte zurückliegende Jahr in Gänze zugeschlagen wird.
Die Höhe der -mal jährlich zu zahlenden Einzelannuitäten errechnet sich dabei gemäß den Formeln für die lineare Verzinsung bei unterjährigen Laufzeiten aus der Jahresannuität , die sich ihrerseits wie bei der jährlichen Annuitätentilgung als Produkt der Kreditsumme und des Annuitätenfaktors ergibt, also eine stets nachschüssige Jahresrente ist.
Ist der Zinssatz p.a. und die Gesamtlaufzeit des Darlehens in Jahren, beträgt damit bei vorschüssiger Ratenzahlung
- .
Bei nachschüssiger Ratenzahlung hingegen gilt:
Soll daraus, was für den Vergleich verschiedener Kreditangebote von Interesse sein kann, der vom Kreditgeber zugrundegelegte Zinsfaktor bestimmt werden, ergibt dieser sich für eine nachschüssige Zahlung der Raten nach Umstellung der letztgenannten Formel als die maximale der Lösungen nachstehenden Polynoms (das als triviale Lösung auch stets den Wert besitzt):
- .
Prozentannuitäten-Tilgung
Eine Sonderform der Annuitäten-Tilgung ist die sogen. Prozentannuität , bei der die Höhe der ersten Tilgungsrate nicht über die Differenz zwischen Annuität und Sollzinsen, sondern – von letzteren unabhängig – als fixer Prozentsatz des Darlehensbetrages definiert wird. [1] [2]
Anwendungsgebiete
Privatdarlehen von Banken werden oft als Annuitätendarlehen vergeben, da die gleich bleibende Rate eine gute Kalkulationsgrundlage für den Kunden bietet.
Das Annuitätendarlehen ist eine Form der Immobilienfinanzierung . In Deutschland wird der Zinssatz üblicherweise für fünf, zehn oder fünfzehn Jahre festgeschrieben. Danach kann der Vertrag gekündigt werden bzw. ein neuer Zinssatz für die Weiterführung des Vertrages muss verhandelt werden.
Alternativ kann auch ein variabler Zinssatz vereinbart werden, der in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird, etwa in Abhängigkeit vom EURIBOR oder einem anderen Index. Eine weitere Option ist es, die Annuitäten durch gleich bleibende Monatsraten zu ersetzen, bei denen jeweils ein Zwölftel des nominalen Jahreszinssatzes zu zahlen ist. Diese Kombination (monatliche Tilgung bei gleich bleibenden Raten, die jedoch jährlich von Zinsänderungen betroffen werden können) ist etwa in Spanien die üblichste Form. Da hierbei der Kunde mehr Risiko trägt, werden weitaus niedrigere Zinssätze verlangt (2005: unter 3 % effektiver Jahreszins ).
Vergleich mit anderen Darlehensarten
Tilgungspläne für die drei gängigsten Darlehensarten: Kapital: 100.000 Euro, Zinssatz: 3,00 % p. a., Laufzeit: 5 Jahre, Zins und Tilgung jährlich nachschüssig
Jahr | Restschuld | Zins | Tilgung | Annuität |
---|---|---|---|---|
1 | 100.000 € | 3.000 € | 20.000 € | 23.000 € |
2 | 80.000 € | 2.400 € | 20.000 € | 22.400 € |
3 | 60.000 € | 1.800 € | 20.000 € | 21.800 € |
4 | 40.000 € | 1.200 € | 20.000 € | 21.200 € |
5 | 20.000 € | 600 € | 20.000 € | 20.600 € |
Summen | 9.000 € | 100.000 € | 109.000 € |
Jahr | Restschuld | Zins | Tilgung | Annuität |
---|---|---|---|---|
1 | 100.000 € | 3.000 € | 18.835 € | 21.835,46 € |
2 | 81.165 € | 2.435 € | 19.401 € | 21.835,46 € |
3 | 61.764 € | 1.853 € | 19.983 € | 21.835,46 € |
4 | 41.781 € | 1.253 € | 20.582 € | 21.835,46 € |
5 | 21.199 € | 636 € | 21.199 € | 21.835,46 € |
Summen | 9.177 € | 100.000 € | 109.177 € |
Jahr | Restschuld | Zins | Tilgung | Annuität |
---|---|---|---|---|
1 | 100.000 € | 3.000 € | 0 € | 3.000 € |
2 | 100.000 € | 3.000 € | 0 € | 3.000 € |
3 | 100.000 € | 3.000 € | 0 € | 3.000 € |
4 | 100.000 € | 3.000 € | 0 € | 3.000 € |
5 | 100.000 € | 3.000 € | 100.000 € | 103.000 € |
Summen | 15.000 € | 100.000 € | 115.000 € |
Einzelnachweise
- Bernd Luderer, Uwe Würker; Einstieg in die Wirtschaftsmathematik; 9. Auflage, Springer-Verlag, 2014; S. 112–113.
- Manfred Precht, Karl Voit, Roland Kraft; Mathematik 2 für Nichtmathematiker; Oldenbourg Verlag, 2005, S. 114.
Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!
Dieser Artikel steht unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Lizenz.
Die Authoren des Originalartikels sind hier veröffentlicht.