Tierarzt

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Ein Tierarzt oder Veterinär (vom französischen Wort vétérinaire; aus lat. veterinarius ) ist ein Hochschulabsolvent der Veterinärmedizin (Tierheilkunde). In den meisten Ländern ist die Berufsbezeichnung geschützt und die Berufsausübung bedarf einer staatlichen Erlaubnis, die Voraussetzung für die Behandlung von Tieren ist. Neben der kurativen Tätigkeit in einer Veterinäroder Tierklinik sind Tierärzte auch im Veterinärwesen , in der Forschung und in der Industrie (vor allem in der Pharmaindustrie) tätig.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Tierarzt ist in den meisten Ländern der Welt ein Hochschulstudium. In Deutschland, Österreich und der Schweiz berechtigt der Hochschulabschluss zur Führung der Berufsbezeichnung Tierarzt und zur Erlangung einer staatlichen Erlaubnis zur Berufsausübung ( Approbation ). In den USA ist der Berufsabschluss der Doctor of Veterinary Medicine (DVM), während in Großbritannien, Irland und Indien ein Bachelor erlangt wird.

Nach Abschluss des Hochschulstudiums kann durch Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit ( Dissertation ) der Titel Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.) erworben werden. Wie in der Humanmedizin besteht die Möglichkeit, schon während des Studiums an der Dissertation zu arbeiten.

Postgradual besteht in Deutschland die Möglichkeit der Weiterbildung zum Fachtierarzt . International gibt es postgraduale Weiterbildungsgänge zum Diplomate of the European College bzw. Diplomate of the American College .

„DVM“ steht in Deutschland für „Diplom Veterinärmediziner“ und wurde in der DDR nach der Hochschulreform in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts vergeben. Ziel dieser Hochschulreform war unter anderem das Gleichstellen medizinischer Abschlüsse mit den technischen Abschlüssen. Während bei technischen Abschlüssen eines Hochschul- oder Universitätsstudiums ein Ingenieurtitel und nach dem Schreiben einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit ein Diplom dazu vergeben wurde, war der Abschluss eines Medizinstudiums mit wissenschaftlicher Abschlussarbeit mit der Vergabe des Doktortitels verbunden. Damit war „Doktor“ eine Berufsbezeichnung, kein akademischer Grad. Für einen Doktortitel in anderen Fachrichtungen mussten erst eine zweite wissenschaftliche Arbeit und etliche Fachveröffentlichungen nachgewiesen werden. Dieser Sonderstatus der Medizin- und Veterinärmedizinausbildung sollte aufgehoben werden. Nach der Hochschulreform und bis 1989 schloss also der Student der Medizin und Veterinärmedizin sein Studium mit dem Titel „Arzt“ oder „Tierarzt“ ab, und wenn er eine wissenschaftliche Arbeit zum Abschluss gebracht hatte wurde ihm ein Diplom verliehen und er war „Diplom Veterinärmediziner“. Deshalb taucht diese Bezeichnung nur bei den Praxisschildern einer bestimmten Altersgruppe auf. Für den Titel „Dr.“ war eine zweite wissenschaftliche Arbeit nötig, die unter Praxisbedingungen meist schwer zu schaffen war.

Berufsfeld

Die tierärztliche Praxis wird hauptsächlich von der Art der behandelten Tiere bestimmt. Im Bereich der Landwirtschaft sind es vor allem Nutztiere ( Großtierpraxis ). Kleintierpraxen im städtischen Bereich betreuen überwiegend Heim- und Haustiere sowie Vögel . Fische nehmen neben exotischen Kleintieren schon ausbildungsbedingt einen geringeren Stellenwert in der tierärztlichen Versorgung ein (Ritter, 2007). Andere Praxen spezialisieren sich z. B. auf Chirurgie , Labordiagnostik , Pathologie oder Tiergärten . In den letzten Jahren zeichnet sich im Bereich der Kleintier- und Pferdemedizin eine weitere Spezialisierung ab. Der Anteil an Tierkliniken steigt stetig. Moderne diagnostische Verfahren wie MRT , CT und Doppler- Sonografie haben sich in den letzten zehn Jahren auch hier etabliert.

Das Führen einer tierärztlichen Hausapotheke leitet sich in Deutschland aus dem Dispensierrecht für praktizierende Tierärzte ab. Ähnlich wie in der Humanmedizin erheben Tierärzte für ihre Behandlungen Honorare , für die in Deutschland mit der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) Mindestsätze festgelegt sind. Da die wenigsten Tiere über eine Krankenversicherung verfügen, wird dieses Honorar vom Besitzer gezahlt, was im Falle einer schweren Erkrankung des Tieres zu erheblichen finanziellen Belastungen führen kann.

Neben der Tätigkeit als niedergelassene Tierärzte arbeiten Tierärzte auch in der Veterinärverwaltung (Kontrolle von Lebensmitteln , Tierseuchenbekämpfung , Tierschutz usw.) sowie in der Forschung , Lehre und Industrie.

Tierärzte in Deutschland

Der Beruf des Tierarzts ist in Deutschland ein klassischer Kammerberuf .

Berufsordnung

Das Wesen des tierärztlichen Berufs ist in der Berufsordnung für Tierärzte festgelegt:

„Die/der Tierärztin/Tierarzt ist berufen, Leiden und Krankheiten der Tiere zu verhüten, zu lindern und zu heilen, zur Erhaltung und Entwicklung eines leistungsfähigen Tierbestandes beizutragen, den Menschen vor Gefahren und Schädigungen durch Tierkrankheiten sowie Lebensmittel und Erzeugnisse tierischer Herkunft zu schützen und auf eine Steigerung der Güte von Lebensmitteln tierischer Herkunft hinzuwirken. Der tierärztliche Beruf ist kein Gewerbe; er ist seiner Natur nach ein freier Beruf . Die/der Tierärztin/Tierarzt ist der berufene Schützer der Tiere.“

§1 der Bundestierärzteordnung

Organisation

Jeder Tierarzt ist Mitglied einer Tierärztekammer , einer berufsständischen Körperschaft des öffentlichen Rechts . Die Tierärztekammern ordnen die Belange der Tierärzte im Beruf und ihre Ausbildungsfragen.

Tierärzte erwerben ihre Rentenansprüche in der Regel als Mitglied eines berufsständischen Versorgungswerks.

Statistik

Laut der 2009 im Auftrag der Bundestierärztekammer erstellten Statistik [1] waren am 31. Dezember 2009 in Deutschland 35.780 Tierärzte bei den Tierärztekammern gemeldet (Frauenanteil 48 %, steigende Tendenz). 25.413 von ihnen waren tierärztlich tätig (Frauenanteil 50 %). Insgesamt 10.367 waren nicht bzw. nicht mehr tierärztlich tätig. Abzüglich der hier mit eingerechneten Doktoranden und Ruheständlern waren 755 arbeitslos (abnehmende Tendenz), 1.597 übten den Beruf nicht aus und 867 gingen einer berufsfremden Tätigkeit nach.

Dennoch ist das tierärztliche Studium nach wie vor attraktiv. Von Ende 2001 bis Ende 2006 hat die Gesamtzahl der Tierärzte um 3.362 zugenommen. An den veterinärmedizinischen Bildungsstätten waren im Wintersemester 2006/2007 6.522 Studenten immatrikuliert (Frauenanteil 86 %). Im Jahr 2006 legten 888 Studenten die Staatsprüfungen der Fachrichtung Veterinärmedizin in Deutschland ab.

Einzelnachweise

  1.  in: Deutsches Tierärzteblatt. (DTBL) 58. Jahrgang, April 2010, S. 500–505.
Das Original dieses Artikels finden Sie hier.
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Die Authoren des Originalartikels sind hier veröffentlicht.
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